Die erste Rezension auf diesem Blog möchte ich gerne einem ganz besonderen Buch widmen. Eins, das mir bisher in diesem Jahr am meisten im Kopf hängen geblieben ist: "Die Geisha" von Arthur Golden.
Zu Beginn der 30er Jahre wird das einfache Fischermädchen Chiyo in die alte Kaiserstadt Kyoto gebracht, nachdem ein angesehener Geschäftsmann dem armen Vater des Mädchens ein Angebot macht: Er verspricht, das Mädchen in seine Obhut zu nehmen und ihr eine Zukunft zu bieten.
Sie wird in einer Okiya untergebracht, einem Wohnhaus, in dem mehrere Geishas gemeinschaftlich leben. Chiyo wird unter schlimmsten Qualen und Grausamkeiten zur Geisha ausgebildet und steigt schon bald zu einer der begehrtesten Geishas in ganz Japan auf. Doch das Land steht kurz vor dem zweiten Weltkrieg und Chiyo lernt die Liebe ihres Lebens kennen ...
Zugegeben, zunächst war ich skeptisch, als eine Arbeitskollegin mir "Die Geisha" im Frühjahr diesen Jahres empfohlen hatte. Doch diese Euphorie, mit der sie mir das Buch ans Herz legte, machte mich neugierig. Und wow.
Ich suchte eine Lektüre, in die man vollkommen versinken kann. Die den Leser verzaubert. Und ja, Arthur Golden hat es rundherum geschafft. Er hat in mir den Wunsch geweckt, Japan zu bereisen. Ich wollte mehr über diese Welt und Kultur erfahren, immer mehr. Und habe das Buch praktisch eingesogen.
Wenn ihr wie ich vor der Lektüre keinerlei Ahnung habt von den Bräuchen, die hinter dem "Geisha"-Kult stecken, wird euch dieses Buch die Augen öffnen. Ich bin zunächst mit einem Schmunzeln an das Buch herangetreten, denn die Vorurteile eilten voran. Doch schon nach wenigen Seiten spürte ich, wie viel komplexer die Thematik eigentlich ist.
Ich habe selten ein Buch so interessant gefunden, in jedem Kapitel konnte ich etwas - für mich - völlig Neues entdecken und lernen. Die knapp 600 Seiten verflogen ins Nichts, was durch Goldens tollen Schreibstil nur unterstützt wird. Als amerikanischer Autor, der für einige Jahre in Japan gelebt und japanische Geschichte studiert hat, hat er die Atmosphäre wunderbar eingefangen und gibt tiefe Einblicke in Kultur und Landschaft Japans. Es ist wirklich bewundernswert. Der Autor veranlasst viele Denkanstöße, was ich besonders wertvoll finde. Ich möchte nicht nur unterhalten werden, sondern manchmal auch einen Mehrwert spüren. Und das hat "Die Geisha" definitiv geschafft.
Über das Ende lässt sich tatsächlich streiten. Ich fand das Ende etwas unpassend, wenn man es mit dem Rest der Geschichte in Relation setzt. Aber na gut, lässt sich nicht ändern und mindert meine Meinung zu den restlichen 90 Prozent der Geschichte nicht.
Wenn ihr gerne mal aus eurer "literarischen Komfortzone" heraustreten möchtet, kann ich euch diesen Roman wärmestens empfehlen.
Ich habe dieses Buch auch geliebt und wie bei dir, war auch mir die japanische Kultur irgendwie zu "sperrig" und gänzlich fremd. Danach war ich auch angefixt und empfehle daher von Liza Dalby "Pflaumenblüten im Schnee" und "Geisha".
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